Das neue Lepanto-Jahr

Das Neue Jahr beginnt mit einer Neuerscheinung. Nachdem das Herbstprogramm des Lepanto-Verlags mit Uwe Wolffs „Die Engel des Lebens einen Klassiker in einer aktuellen Neubearbeitung wieder zugänglich machte und auf viel Interesse stieß, liegt nun ein weiterer Band in der Essay-Reihe „Bedenken und Besinnen“ vor: Hartmut Sommers „philosophisch-theologische Annäherung“ an „Wesen und Sinn unserer Leiblichkeit“ unter dem Titel „Über die Engel erhoben“ stellt sich einem brisanten Konflikt, der im Zentrum des postmodernen, tendenziell transhumanistischen Menschenbildes schwelt. Sommer plädiert für ein ganzheitliches Begreifen des Menschen als eines Geschöpfes, dessen Wesen die Trennung von Leib/Körper und Geist/Seele kategorisch verbietet. Gegen die Einseitigkeiten und Verwirrungen eines ganz in naturalistischen und konstruktivistischen Machbarkeitsphantasien befangenen philosophischen Zeitgeists richtet der Essay die entscheidende Bedeutung des Leibes auf, der sich in all seiner Hinfälligkeit und Schwäche doch als das „Medium unseres Zur-Welt-Seins, unseres Mit-dem-anderen-Seins und sogar unserer Gottesbeziehung“ erweist. Ein kluger und umsichtiger Beitrag zur christlichen Orientierung in einer Debatte, deren Folgen kaum zu überschätzen sind.

Lepanto setzt im Verlauf des Jahres 2023 weitere Schwerpunkte, um die fundamentalen Erschütterungen, von denen das abendländische Menschen- und Gesellschaftsbild heute heimgesucht wird, kritisch zu profilieren. Im ersten Quartal erscheint der Band „Der Souverän der Kirche ist Gott“, der „Gespräche über Kirche, Philosophie und Politik“ versammelt, die Lothar C. Rilinger mit Gerhard Ludwig Kardinal Müller geführt hat. Der namhafte Dogmatiker und ehemalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, der vor wenigen Tagen seinen 75. Geburtstag feierte, scheut anders als die typischen „Glaubensmanager“ der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum die klaren Worte nicht, wenn es um Bestrebungen der Gegenwart geht, die an den Grundfesten der Kirche und zentralen Wahrheiten der Glaubensbotschaft rütteln. Er nimmt auch leidenschaftlich und entschieden Stellung zu allgemeinen gesellschaftlichen Verwerfungen wie etwa der Debatte um das Lebensrecht Ungeborener und den Umgang mit Schwachen, Kranken und Sterbenden (Pränataldiagnostik, neue Euthanasie-Bestrebungen, „Sterbehilfe“).

Als weiteres Glanzlicht steht der von Christine Wiesmüller herausgegebene Band „Wort und Wirklichkeit. Befragungen der biblischen Urgeschichte aus theologischer, philosophischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive“ auf dem Programm. Darin werden die Vorträge der inzwischen legendären Literaturtagungen an der Hochschule für Katholische Theologie in Trumau aus den Jahren 2017 bis 2022 dokumentiert – ein ebenso tiefschürfendes wie hellsichtiges Panorama des christlich inspirierten Nachdenkens über Grundkonstellationen des Menschseins, wie sie in Schöpfungsgeschichte, Sündenfall, Turmbau, Sintflut und Brudermord geoffenbart sind.

Der nunmehr bereits vierte Band unseres „Lepanto-Almanachs“ wird 2023 mit einem Schwerpunkt zu Gertrud von le Fort, der Dichterin des deutschen Renouveau catholique, aufwarten. Und Günter Scholdt, der im vergangenen Sommer mit seinen „Schlaglichtern auf die ,Innere Emigrationʻ“ die lang entbehrte Gesamtwürdigung der nonkonformistischen und dissidenten Literatur aus der Zeit der NS-Herrschaft bei Lepanto veröffentlichte, wird als Herausgeber eine umfangreiche Anthologie zum lyrischen Schaffen der „Inneren Emigranten“ folgen lassen. Dieser wirklich faszinierende Vorstoß in den verschütteten Reichtum der finsteren Jahre wird den bedeutenden Anteil der christlichen Autoren gebührend berücksichtigen und voraussichtlich im vierten Quartal erscheinen.

Allem voran arbeiten wir derzeit freilich an der Neuauflage eines Lepanto-„Longsellers“, den wir wegen der großen Nachfrage vorübergehend aus dem Angebot nehmen mußten: Till Kinzels Monographie über Nicolás Gómez Dávila, den großen Aphoristiker und „Reaktionär“ aus Kolumbien, „Parteigänger verlorener Sachen“, wird demnächst in der inzwischen fünften Auflage wieder verfügbar sein, ergänzt um einen aktuellen Literaturbericht und bibliographische Nachträge.

Über diese und alle weiteren Pläne für 2023 halten wir Sie selbstverständlich auf dem Laufenden!

 

 

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Ich habe die Datenschutzbestimmungen zur Kenntnis genommen.