Propaganda – oder wie der Mensch zum Objekt der Mächtigen wird

LOGBUCH XXX (28. Juni 2022). Von Gabriele Kuby

 

Das Wort „Propaganda“ klingt abwertend – zu Recht, denn Propaganda ist ein Manipulationsinstrument des Massenbewußtseins. Wir wollen nicht manipuliert werden, weil dies unsere Menschenwürde verletzt. Wir sind Subjekte und wollen keine Objekte von Menschen sein, die heimlich Macht über uns ausüben.

Das Wort „Propaganda“ steht hier für alle Methoden, die eine organisierte Gruppe anwendet, um die Meinungen und das Verhalten einer Masse von Individuen entsprechend den eigenen verdeckten Zielen zu lenken. Die Zielgruppe – oft die gesamte Bevölkerung – soll zu einer Veränderung ihres Denkens und Handelns gebracht werden, ohne daß sie die Manipulation bemerkt, sondern so, daß sie vielmehr meint, die Veränderung ihres Denkens und Handelns beruhe auf eigener freier Entscheidung und sei in ihrem Interesse. Es gibt dafür verschiedene Begriffe:

Manufacturing of consent, die Fabrikation von Zustimmung.

Social Engineering, Veränderung der Gesellschaft mittels sozialer Ingenieurstechniken.

Mass formation, die gezielte Formung der Masse.

Gehirnwäsche, Englisch brain washing oder mind control, das Brechen der Persönlichkeit, ihrer Werte und Anschauungen, um sie dann umzuprogrammieren.

Alle diese Begriffe sind negativ konnotiert, insbesondere der letzte, welcher die von totalitären Machthabern angewandten brutalen Methoden der Zerstörung und des „Resets“ einer Person gemäß der totalitären Ideologie bezeichnet.

Heute spricht man statt von Propaganda lieber von Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit, Kommunikationstechniken, Public Relations. Jede Firma, jedes Ministerium, jede Behörde, jeder Politiker, jede NGO – jeder, der eigene Interessen möglichst reibungslos durchsetzen will, verfügt zu diesem Zweck über Mitarbeiter bis hin zu ganzen Abteilungen von professionellen Manipulatoren der öffentlichen Meinung. Man nennt sie auch „spin doctors“, weil sie, wie ein gewiefter Tennisspieler dem Ball, der Realitätswahrnehmung der Massen einen gewissen Drall geben, der den Zwecken ihrer Auftraggeber dient.

Die immer raffinierteren, präziseren und effektiveren Methoden der Propaganda werden an den Universitäten gelehrt, zum Beispiel am Stanford Behavior Design Lab, welches Models and Methods for Behavior Change (Modelle und Methoden für die Verhaltensveränderung) entwickelt. Dort wird gelehrt, wie man das, „was wir über die menschliche Wahrnehmung, Motivation und Überzeugung wissen, technisch nutzen kann, um zu einem Meister der Beeinflussung von Verhalten zu werden“.

Die wachsende Menge an Erkenntnissen der Psychologie, Soziologie, Neurobiologie und Informationstechnik über die bewußten und unbewußten Funktionsweisen des Menschen und über seine Beeinflußbarkeit findet praktische Anwendung in den Händen von Mächtigen, die auf diese Weise ihre Ziele durchsetzen, ohne offen Macht und Gewalt anwenden zu müssen. Die Propagandisten sind Profis der Verschleierung. Wie Zauberkünstler vermögen sie auf dem Klavier der Triebe, Ängste, Sehnsüchte und Wahrnehmungsmechanismen der Massen zu spielen. Wahrheit als verpflichtende Orientierung gibt es für sie nicht. Sie verbergen ihre Auftraggeber ebenso wie deren Agenda und „reframen“ die Auswirkungen, welche die Durchsetzung der Agenda für die Zielgruppe hat, sodaß die Maßnahmen den Manipulierten als Erfüllung der eigenen Bedürfnisse erscheinen. Statt Widerstand rufen sie Zustimmung bis hin zur Opferbereitschaft hervor. Das englische Wort „frame“ heißt Rahmen. Indem ein Objekt in einen neuen Kontext gestellt wird, kann die Reaktion der Zielgruppe gelenkt werden. Die Zielgruppe kann ein ganzes Volk sein oder, im Zeitalter der Globalisierung, die gesamte Weltbevölkerung.

Der Propagandist benutzt jedes verfügbare technische, politische und kulturelle Mittel: Presse, Fernsehen, Kino, Plakate, Konferenzen, die Organisation von Events, die das Interesse der Weltpresse wecken (z. B. UN-Konferenzen zu Bevölkerung, Frauen, Klima), inszenierte Gerichtsprozesse, Memoranden, Resolutionen, die Vergabe von Preisen und Auszeichnungen und seit einigen Jahren die Social Media des Internets. Mit dem Siegeszug des Smartphones seit 2007 sind Milliarden von Menschen den heimtückischen Einflüsterungen der Internetgiganten Google, Facebook, Apple, Microsoft, Amazon ausgesetzt. Dies ist nur noch durch die Höhe der verfügbaren finanziellen Mittel begrenzt.

Entscheidend ist, daß dem Opfer der Propaganda verborgen bleibt, daß es Objekt von Manipulation ist. Bestehende Einstellungen dürfen nie direkt attackiert werden, sie müssen zunächst durch Doppeldeutigkeit destabilisiert werden. Propaganda knüpft an die bestehenden Haltungen, Werte und Bedürfnisse der Massenindividuen an. Das ist das Material, aus dem der Propagandist neue Einstellungen und Verhaltensweisen formt.

Propaganda muß mit dem Mainstream arbeiten, den sie selbst erzeugt. Sie greift die Mythen und Narrative auf, die in der Zielpopulation Geltung haben. Jacques Ellul, Autor des Werkes Propaganda. Wie die öffentliche Meinung entsteht und geformt wird (Westend Verlag, Frankfurt a. M. 2021, erstmals erschienen 1962 noch lange vor dem Aufkommen des Internets), nennt vier große kollektive Grundüberzeugungen, welche in der westlichen Welt klassenübergreifend geteilt werden:

1. Das Lebensziel des Menschen ist Glück.

2. Der Mensch ist von Natur aus gut.

3. Geschichte ist unaufhörlicher Fortschritt.

4. Alles ist Materie.

 

Es handelt sich um humanistische Grundüberzeugungen, die heute kaum mehr jemand als anti-christlich erkennen kann, weil die Eckpfeiler der christlichen Weltsicht fast nicht mehr verkündet werden. Diese sind:

1. Das Lebensziel des Menschen ist das Ewige Leben.

2. Der Mensch ist mit der Erbsünde belastet.

3. Die Geschichte endet mit der Wiederkunft Christi.

4. Es gibt eine metaphysische Wirklichkeit.

 

Die unmerkliche Verschiebung des ideellen Fundaments der einst christlichen Kultur mußte dazu führen, daß Tod, Leiden und Kreuz aus dem Leben ausgegrenzt wurden und Gesundheit und Leidensfreiheit zu den wichtigsten Erfolgskriterien des Lebens wurden. Das ist die weltanschauliche und psychologische Basis von Propaganda im Anwendungsfall der COVID-Agenda. 

Propaganda bedient sich der sozialen Grundbedürfnisse des Menschen: Jeder möchte von seinem sozialen Umfeld akzeptiert werden. Außenseiter zu sein oder gar ausgeschlossen zu werden, wird als existenzielle Bedrohung erfahren. Und jeder möchte in seinem Selbstwertgefühl und seiner Identität bestätigt werden.

Je weniger diese Bedürfnisse durch soziale und geistige Bindung im Kernbereich der Person befriedigt sind, desto formbarer wird der Mensch durch den Mainstream, der mittels Propaganda erzeugt wird.

Mattias Desmet, Professor für klinische Psychologie an der Universität von Gent, hat sich intensiv mit „mass formation“ befasst und beschreibt deren Dynamik anhand der COVID-Pandemie. Desmet nennt drei Bedingungen, unter denen „mass formation“ greifen kann: Bindungslosigkeit, Sinnlosigkeit und freischwebende Angst.

Diese drei Voraussetzungen von „mass formation“ sind heute mehr als jemals in der Geschichte gegeben:

· Durch das Zerbrechen der Familien, die vom Berufsleben erzwungene Mobilität und die Verlagerung des menschlichen Kontakts ins Internet ist Masseneinsamkeit entstanden.

· Viele Menschen sehen keinen Sinn in ihrem Leben und in ihrer Berufsarbeit.

· Beide Faktoren zusammen erzeugen eine diffuse Angst, die kein spezifisches Objekt hat. Der Mensch hat Angst, aber er weiß nicht, warum. Laut WHO hat jeder Fünfte eine Angststörung.

 

Nun wird den Massen ein konkretes Objekt der Angst angeboten: das Coronavirus und die Lösung: die Impfung. Das entlastet ungemein, es kommt zu einer Art Massenhypnose, das Individuum verschwindet im Kollektiv und mit ihm das kritische Denken. Das macht die grundgesetzwidrigen Übergriffe der staatlichen COVID-Politik möglich, die ungeheuerliche Kollateralschäden erzeugt haben.

Wie stärken wir unser Immunsystem gegen das hochansteckende Propagandavirus? Wir brauchen

· feste familiäre Bindungen und gute Freunde;

· absolute Prinzipien, an denen wir unser Leben ausrichten und für die wir bereit sind, Opfer zu bringen;

· sinnvolle Arbeit;

· Charakterstärke, sich dem Mainstream zu widersetzen und dadurch zum Außenseiter zu werden;

· seelische Fähigkeiten zur Überwindung von Angst.

 

Das alles wächst auf dem religiösen Acker, wenn wir denn bereit sind, uns auf den Glaubensweg mit Jesus Christus einzulassen. Für jeden Christen jeder Denomination heißt das, im täglichen Gebet mit Jesus zu sprechen, Ihm über uns selbst zu sagen, was Er schon weiß, Ihn um Vergebung und um Hilfe zu bitten, Ihn anzubeten. Jesus sagt: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir.“ (Offb 3,20)

Für jeden Christen jeder Denomination heißt es außerdem, sich im Wort Gottes zu verankern, denn: „Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein, denn es war auf Fels gebaut.“ (Mt 7,24–25)

Auf dem Eucharistischen Kongreß in Philadelphia im Jahr 1976 sagte Karol Wojtyła, der zwei Jahre später Papst werden sollte, diese prophetischen Worte: „Wir stehen jetzt vor der größten historischen Konfrontation, die die Menschheit je erlebt hat. Ich glaube nicht, daß der große Kreis der amerikanischen Gesellschaft oder der ganze große Kreis der christlichen Gemeinschaft sich dessen voll bewußt ist. Wir stehen jetzt vor der endgültigen Konfrontation zwischen der Kirche und der Anti-Kirche, zwischen dem Evangelium und dem Anti-Evangelium, zwischen Christus und dem Antichristen. Diese Konfrontation liegt in den Plänen der göttlichen Vorsehung. Sie gehört also zum Plan Gottes, und sie ist eine Prüfung, die die Kirche annehmen und mutig bestehen muß.“

 

Gabriele Kuby, studierte Soziologin, ist Buchautorin und internationale Vortragsrednerin. Ihr Buch Die globale sexuelle Revolution – Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit wurde in fünfzehn Sprachen übersetzt. Papst Benedikt XVI. nennt Gabriele Kuby „eine tapfere Kämpferin gegen die Ideologien, die letztlich auf eine Zerstörung des Menschen hinauslaufen“. Ihr kürzlich im Gerhard Hess Verlag erschienenes Buch Propaganda oder der Mythos der Demokratie behandelt das Thema dieses Beitrags ausführlicher. www.gabriele-kuby.de

 

Abbildung: pixabay.com

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